Verhandlungspartner bei der Projektierung "Universität ins Untere Schloss" sind die Universität Siegen und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW, flankiert und unterstützt von der Stadt Siegen, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Sparkassen-Stiftung Zukunft. In einer frühen Phase der Gespräche war zunächst in Rede, im Unteren Schloss Seminarräume für die Fakultät III Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsrecht und -informatik zu schaffen. Ebenfalls räumlich angesiedelt werden soll die Südwestfälische Akademie für den Mittelstand, die Business School der Universität Siegen, eine in Deutschland bislang einzigartige Weiterbildungseinrichtung für Fach- und Führungskräfte klein- und mittelständischer Unternehmen.
Seit 2010 wurde der Planungshorizont jedoch erweitert und zwar im Sinne eines Campus, der Lernen und studentisches Wohnen vereint. Möglich wurde die Idee des "Campus Unteres Schlosses" durch gleichzeitige Überlegungen, das Kreisklinikum Haus Siegen mit dem Haus Hüttental am Standort Weidenau zusammenzulegen. So soll der "Campus Unteres Schloss" zukünftig aus dem Unteren Schloss (Seminar- und Arbeitsräume der Universität), dem Gebäude des Kreisklinikums (Seminar-, Wohn- und Arbeitsräume) und aus Teilen des Karstadt-Gebäudes (zwei Hörsäle, Mensa, Bistro) bestehen. Der symbolische erste Spatenstich für den Umbau hierfür war am 20. September 2013.
Das Untere Schloss wird in seinem äußeren Erscheinungsbild weitestgehend erhalten bleiben. Im Kurländerflügel und im Corps de logis werden Seminarräume und Büros eingerichtet. Durchgreifende Änderungen wird es im Wittgensteiner Flügel geben: Der Teil des ehemaligen Gefängnisses, der zur Grabenstraße gelegen ist, wird abgerissen. Hier entsteht ein neuer Gebäudetrakt, welcher die Fakultätsbibliothek beherbergen soll. Zusätzlich wird innerhalb dieses Traktes durch die Lobby der Bibliothek eine Verbindung von der Grabenstraße zum Schlosshof geschaffen, der sowohl für Bürger als auch Studenten die kürzeste Verbindung zwischen ehemaligem Kreisklinikum und Schlosshof ermöglicht. Eine Grünanlage soll in diesem Bereich ebenfalls geschaffen werden, die Studierenden und Bürgern gleichermaßen offensteht.
Anfang September 2013 haben sich die Planungen soweit konkretisiert, dass Bürgermeister Steffen Mues und Landrat Paul Breuer in einem Pressetermin folgendes verkünden konnten:
Die privatrechtliche Projektgesellschaft zur Förderung der Siegener Altstadt – darunter die Siegener Bauunternehmen Quast, Runkel und Hundhausen - die sich bereit erklärt hatte, das Kreisklinikum "Haus Siegen" zu kaufen, wird dort für die Universität Büro- und Seminarräume errichten. Hinzu kommen 47 Studentenwohnungen und Übernachtungsmöglichkeiten für Universitätsgäste. Diese Räume werden von der Projektgesellschaft langfristig an die Universität bzw. an Studenten vermietet. Die nicht von der Universität bzw. für studentisches Wohnen genutzten Flächen werden auch künftig für medizinische Zwecke verwendet. Für die Räumlichkeiten des Aktiven Museums gibt es seitens der Projektgesellschaft die Zusage, dass diese auf Dauer weiterhin kostenlos genutzt werden können und darüber hinaus noch zusätzliche Räume zur Verfügung gestellt werden.
Das Gebäude des Kreisklinikums, landläufig "Stadtkrankenhaus" genannt, hat ca. 8.000 qm Fläche. Von dieser Fläche sollen rund 4000 qm für universitäre Zwecke, 1300 qm für studentisches Wohnen, 270 qm für Mietwohnungen, 900 qm für medizinische Einrichtungen und ca. 850 qm für Büroflächen umgebaut werden. Startschuss hierfür war der 19. August 2013, da am 18. August das Krankenhaus nach Weidenau umgezogen wurde. Im September 2014 wurde der Komplex bereits fertiggestellt und wird seitdem genutzt.
Das Gebäude des Kaufhauses Karstadt in Siegens Oberstadt hat die Siegberg Immobilien GmbH erworben. Hier gibt es Überlegungen, die Grundfläche des Gebäudes um 7,80 Meter zu erweitern und die Fassade nach vorne in Richtung Schlosshof zu verlegen. Im Erdgeschoss könnte dann ein Bistro entstehen, das sich zum Platz hin öffnet. Im ersten Obergeschoss sollen zwei Hörsäle mit insgesamt über 300 Sitzplätzen und eine Mensa eingebaut werden. Karstadt gibt an dieser Stelle Verwaltungsräume auf – ebenso die Fläche des Restaurants. Hier soll die Karstadt-Gastronomie "Le Buffet" vom Studentenwerk Siegen übernommen und zu einer Mensa umgebaut werden. Die Mensa wird für Studenten vergünstigte Essen bereitstellen, aber auch Bürgerinnen und Bürger können hier essen.
Voraussichtlich werden rund 3500 Studierende und ungefähr 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den neuen Campus beleben.
Siegen ist Universitätsstadt. Vor genau 40 Jahren wurde auf dem Haardter Berg im heutigen Stadtteil Weidenau die Gesamthochschule Siegen gegründet, die seit 1980 Universitätsstatus genießt. Mit der Bildungseinrichtung unterstützte das Land Nordrhein-Westfalen die damals noch weitgehend montanabhängige Region erfolgreich dabei, einen Strukturwandel zu vollziehen. Die kommunalpolitisch Verantwortlichen ergriffen diese Chance mit Freuden und stellten in Rekordzeit auf dem Haardter Berg ein großes Areal als Standort für die Hochschule zur Verfügung.
Die Universität wuchs und gedieh. Heute absolvieren über 19.200 junge Menschen ihre akademische Ausbildung in Siegen. Ursprünglich ausgegangen war man bei der Anlage der Gebäude Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre von 8.000 Studierenden. Es liegt auf der Hand, dass die Universität inzwischen unter akuter Platznot leidet. Es fehlt an Seminarräumen und Hörsälen, aber auch an bezahlbarem Wohnraum.
Siegen hat zwei Schlösser. Im Oberen Schloss, dem älteren von beiden, hat das Siegerlandmuseum sein Domizil. Das Untere Schloss ist im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen und dient seit vielen Jahrzehnten als Behördenhaus. Die dreiflügelige Anlage aus dem 17. Jahrhundert ist stadtbildprägend, jedoch wenig integriert in das öffentliche Leben.
Dass die Universität Siegen hier im Unteren Schloss eine standesgemäße Dependance haben und ihre Kapazität erweitern könnte, ist als Idee nicht neu. Doch erst Umstrukturierungen von Behörden auf Landesebene und die Investitionsbereitschaft der Fachministerien für Bildung bzw. Justiz machten den Weg für konkrete Planungsschritte frei.
Die Errichtung des "Campus Unteres Schloss" für 3500 Lernende und 200 Lehrende setzt Entwicklungsimpulse, die Siegen mittelfristig stark verändern werden. In der Oberstadt wird eine studentische Dienstleistungs-, Geschäfts- und Kneipenszene entstehen. Siegen wird mit dem Campus rund um das Untere Schloss in wesentlich stärkerem Maße als Universitätsstadt wahrgenommen, nicht nur bei der eigenen Bevölkerung, sondern auch bei den Studierenden und Lehrenden in ganz Deutschland. „Das ist auch unter dem Gesichtspunkt der demografischen Entwicklung ein Anker in die Zukunft für die Stadt und die Region und schafft Perspektiven für unsere Wirtschaft“, kommentiert Bürgermeister Mues das Projekt.
Für das Jahrhundertprojekt "Campus Unteres Schloss" werden insgesamt 70 Mio. Euro investiert, einschließlich der Kosten für den Umzug des Krankenhauses nach Weidenau sowie Erwerb und Umbau des Stadtkrankenhauses durch die privaten Investoren.
Die Planungshoheit für den Umbau des Unteren Schlosses liegt beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW. Der 1. Spatenstich zum Umbau erfolgte am 20. September 2013. Einzug halten wird die Universität voraussichtlich 2016.
Eine Projektion, wie der neue Campus in der Altstadt später aussehen wird:
Im Jahr 2012 begeht die Universität Siegen ihr 40jähriges Bestehen. Ursprünglich auf 8.000 Studierende angelegt, beträgt die Zahl der jungen Menschen, die in Siegen ihre akademische Ausbildung erhalten inzwischen das Doppelte.
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